Dies ist die Rede, die Wolfgang Meurer am Volkstrauertag 2021 hielt:
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
am heutigen Tag gedenken wir aller Opfer, ob sie nun im Kampf gegen eine andere Nation, gegen eine Krankheit oder gegen die Zeit selbst starben.
Heute gedenken wir auch allen Opfern aus Anschlägen und den Menschen, die auf der Flucht ums Leben kamen.
Den Bundeswehrsoldaten, Polizisten, Sicherheitsleuten und Unbekannten die in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben ließen.
Wir wollen uns erinnern an den Verlust, den wir erlitten haben, und an die Vergänglichkeit allen Lebens, insbesondere in Zeiten des Krieges und des Terrors oder sonstiger Gewalttaten.
Doch ich muss gestehen, ich weiß gar nicht, wie es ist, jemanden durch Krieg und sonstige Gewalttaten zu verlieren.
Ich kann es mir nicht einmal richtig vorstellen.
Ich gehöre der Generation an, die ohne Krieg aufgewachsen ist.
Mir hat es nie an etwas Elementarem gefehlt. Nicht an Nahrung, nicht an Wasser und nicht an Frieden.
Je mehr ich mich damit beschäftige, desto glücklicher und dankbarer werde ich dafür.
In Frieden aufzuwachsen ist keine Selbstverständlichkeit, dessen bin ich mir heute und in anbetracht der täglichen Nachrichten aus dieser Welt sehr bewusst!
In vielen Bereichen der Welt müssen Menschen Krieg, Verfolgung und Terror hautnah erleben. Diese Tatsache ist so leicht aus unseren Köpfen zu verdrängen, wenn wir in unseren täglichen Alltag verfallen.
Doch genau, das ist die Gefahr. Zu schnell vergessen wir, wie glücklich wir uns schätzen sollten.
Stellen wir uns doch einmal vor, der Krieg und Terror wäre wirklich hier.
Stellen wir uns vor, wir müssen mit unserer Familie aus unserem Dorf fliehen – so wie die Menschen aus Syrien, Afghanistan, Sudan und vielen anderen Staaten.
Alles was wir haben, was uns ausmacht hinter uns lassen.
Unsere Heimat, unsere Identität, unsere Arbeit unsere Freunde und alles was uns lieb geworden war.
Keine Chance sich wenigstens zu verabschieden.
Ganz plötzlich müssen wir fort.
Unser Haus, unser Auto, jegliche Karrierechancen und gesellschaftliches Ansehen lassen wir zurück, um dem Krieg, dem Terror, der Folter unseres Landes zu entkommen.
Des Landes, das uns eigentlich beschützen sollte.
Wir suchen Schutz in einem fremden Land.
Wir sind der Sprache nicht mächtig, wir kennen keine Menschenseele, wir wissen nicht wohin.
Alles, worauf wir hoffen, ist die Hilfe der Einheimischen, darauf sind wir angewiesen.
An Tagen wie diesen, in denen tausende Menschen Zuflucht in unserer Gesellschaft suchen, erhält der christliche Wert
„Nächstenliebe“ eine völlig neue Relevanz.
Geben wir diesen Menschen eine Chance des Neuanfangs und bei uns in Frieden zu leben.
Jeder hat schon einmal jemand oder etwas verloren. Das verbindet uns in unseren Gedanken.
An diesem Ort, vor uns das Kriegerdenkmal und ohne unsere Worte die absolute Stille der Natur an einem Novembertag.
Wir sind nicht allein!
Wir sind heute hier, um uns gegenseitig daran zu erinnern, wie viele Menschen Krieg, Terror und Gewaltherrschaft zum Opfer gefallen sind.
Lasst uns gemeinsam eine Zukunft schaffen, für die es sich zu leben lohnt.
Eine glückliche, friedliche Zukunft für alle.
Wir wollen zusammen unseren Beitrag leisten, damit jeder in Glück und Frieden leben kann, damit kein Mensch für diese Idee vergeblich gestorben ist, kein Leben je vergessen wird.
Darum lasst uns heute die Erinnerung wachhalten und nicht vergessen, dass auch in Deutschland einmal grausame Verhältnisse geherrscht haben, in denen Menschen gestorben
sind und vor denen Menschen fliehen mussten.
So wollen wir uns mit der Vergangenheit, den Menschen um uns herum und uns selbst versöhnen und im Stillen gedenken.
Den aus Heinzenbach Gefallenen und Vermissten und nicht zurückgekehrten aus den beiden Weltkriegen:
1914
FR. Schmittinger
Johann Gruenewald
August Schmittinger
Aloys Schmittinger
1915
Franz Michel
1916
Peter Schmidt
Wilhelm Weckmüller
Adam Huth
1917
Rudolph Schneider
1918
Wilhelm Demand
Gustaf Steffen
Otto Kleid
Vermisst:
Michael Hoffmann
Peter Heib
Paul Noehle
1940
Hugo Bartenbach
1941
Ewald Johann
Gustav Kleid
Bernhard Hoffmann
1942
Alfred Kauer
Adolf Graeff
1944
Kurt Bast
Gustav Müller
Johann Gruenewald
1945
Gerhard Beitz
Hermann Schmittinger
Wilhelm Weckmüller
1947
Friedrich Drees
Vermisst:
Artur Lang
Erich Heiles
Hugo Jung
Emil Bauer
Werner Beitz
Alois Käfer
Wilhelm Bast
Wilhelm Henn
Wilhelm Johann
wollen wir heute hier im Besonderen gedenken!